Freitag, 21. Juni 2013

“Alt werden kann scheiße sein!”


 “Alt werden kann scheiße sein!”
Ich weiß noch als ich vor ein paar Jahren regelmäßig mit meiner Freundin in eine Südstadtkneipe ging und wie sie einmal an der Theke saß und stöhnte “jetzt kommt` s wieder, siehste? “Was?" …… "tja, das sind die Wechseljahre…!"
Wahrscheinlich hätte “es” keiner gemerkt, dass sie kurz die Farbe wechselte und ihr warm war, aber solche Worte wecken sogar Untote und wir, obwohl ich damit nichts zu tun hatte, waren es damit auch, Untote.

Wechseljahre das ist der Voldemort in einem Frauenleben, bis jetzt ein Tabuthema, völlig uncool, obwohl der Kinderwunsch mit den Jahren stark nachlässt, insbesondere wenn man welche hat, ist die Tatsache, das man irgendwann nicht mehr gebären kann und die damit einhergehende Einstellung der Hormonproduktion, die dem Altern Vorschub leistet, bedrohlich.

Die Zeit bleibt nicht stehen.
Noch dreißig Jahre, dann bist du auch dran (im günstigsten Fall) , dachte ich damals als mein Vater starb.
Gestern konnte ich mich nicht aufraffen und habe mir so eine Schnulze mit Christiane Hörbiger angesehen . Eine Frau starb im sonnigen Heim im Kreise ihrer Kinder und in dem Moment als sie den letzten Atemzug tat, stieß der Wind eine Tür auf und in dem Luftzug wehten Rosenblätter über sie.
Ein schöner Tod, doch die meisten Menschen sterben anders .
Allein, in einem kargen Zimmer, in das, wenn sie Glück haben , in kurzen Abständen, wechselndes Pflegepersonal hereinschaut.

Das Fernsehen nimmt sich in den letzten Jahren, vielleicht bedingt durch die viel beschworenen Überalterung unserer Gesellschaft, der Altersdurchschnitt liegt bei 43 Jahren , vermehrt den “Alten” an. Vielleicht hat sich auch meine Wahrnehmung verändern, Waren es früher mehr die jungen ,schönen ( früher liebte ich Piere Brice, Alain Delon oder James Dean….) sind es jetzt die Alten ,die ich mir gerne anschaue, wie Robert Redford im Pferdeflüsterer und neulich sah ich einen Krimi mit Iris Berben und sie sah endlich mal so alt aus, wie sie ist , was auf Ottonormalfünfziger, doch eine beruhigende Wirkung hat.
Forever Jung, das geht nicht und das ist auch gut so, was wäre das ein Stress für unsere Nachkommen, wenn wir mit ihnen in Konkurrenz treten würden und wir würden niemals in Rente gehen;-)

Nun hat sich das ZDF also den Wechseljahren gewidmet und sie ist dabei wenig zimperlich .

„Doris Dörrie und ihre Mitstreiterinnen haben die tragikomischen Episoden um vier Lehrerinnen und eine Gynäkologin mit so viel Temperament und Witz versehen und inszeniert, dass dieser pralle Frauenfilm trotz unverkennbar auch anrührend melancholischer Momente zu einer selbstironischen, nie peinlichen, sondern längst überfälligen Offenbarung gerät.“

Da ist die Lehrerin Beate Busch (Ulrike Kriener) , die sich dauernd mit ihrer Tochter streitet, weil diese eine Vorliebe für ihre Klamotten hat . Sie betrügt ihren glatzköpfiger Mann,“Ich würde mich erhängen wenn ich eine Glatze kriegen würde.”o.T. mit dem Lebensgefährten ihrer Kollegin .

Da ist die Stillende und spätgebärende Kollegin Desirée Dische (mit einer bis zur Unkenntlichkeit verkleideten Andrea Sawatzki) die Möchtegernkünstlerin, die mehr Zeit für die Kunst, als für ihr Baby hat und schon mal Klausuren auf dem Spielplatz verliert.

Ihr junger Freund Ronnie (Kai Schumann) gibt Hormonjogakurse die mehr an eine Einführung in Kamasutra erinnern und leistet bei seinen Schülerinnen auch andere Dienste.

So kann es schon mal zu Interessenkollisionen kommen und so wird Beate Busch, die eine Vaginalverkleinerung ausgerechnet bei ihrer Nebenbuhlerin und Gynäkologin Dr. Evelyn Bach ( Maren Kroymann), vornehmen lässt, kurzerhand zugenäht.

Die rundliche Angelika Arndt (Maria Happel) führt ein frustrierenden Eheleben mit Kurt (Horst Kotterba) der seine schwitzende Ehefrau nicht ertragen kann und ihre Nahrungsaufnahme kontrolliert und sie an ihre sportlichen Grenzen treibt.

Und da wäre noch, die Kleptomane, von Panikattacken gequälte Biologielehrerin Cornelia Koch (Juliane Köhler), die eine Affäre mit dem 17-jährigen Schüler Florian (Maximilian Pelz), beginnt.

Mein Fazit: Alles ziemlich dick aufgetragen und wenn man nicht allzu empfindlich ist, unterhaltsam.
Sehr wahrscheinlich die einzige Möglichkeit mit so einem Thema die Untoten zu wecken.


„Klimawechsel“, Doppelfolge am 7. April, 20.15 Uhr im ZDF. Folge 3 am 8. April um 21 Uhr.
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