Mittwoch, 26. Juni 2013

Eine Tüte Hoffnung

 

Lokales |  06.01.2012 | 18.18 | Zabaione
Eine Tüte Hoffnung
Seit eineinhalb Stunden stehe ich mit einem Bedürftigen in der Schlange zur
Lebensmittelausgabe in Vogelsang. Es ist kalt und ich wusste nicht so recht,
auf was ich mich da heute einlasse und habe zudem die falschen Schuhe an. Weil
ich keine braune Schuhcreme mehr hatte, habe ich mich heute morgen kurz
entschlossen für Halbschuhe entschieden und unter dem Mantel trage ich nur eine
Bluse, deshalb bin ich total durch gefroren. Außerdem setzen zwischendurch immer
wieder Regenschauern ein.

Ich begleite Jens (Name geändert) um ihm zu zeigen, welche Möglichkeiten es gibt,
auch ohne Geld an Nahrung zu kommen. Ihm ist es schlichtweg peinlich, dabei erfüllt
er alle Voraussetzungen, ist erwerbsunfähig und Bezieher von Sozialhilfe.

Um Weihnachten und Silvester kamen um die 500 Hilfesuchende

Einer der Wartenden kann das verstehen. Seit ein paar Monaten ist er arbeitslos. Am
Anfang hat er sich so geschämt, dass er im Auto sitzen geblieben ist. Das Auto hat er
inzwischen verkauft und die Scham hat er auch abgelegt.

Zwischendurch kontrollieren ehrenamtliche Mitarbeiter neue Wartende, ob sie
berechtigt sind von der Kölner Tafel Hilfe zu empfangen und ob sie im Einzugsbereich
dieser Ausgabestelle wohnen.

Eine der Ehrenamtlerinnen erzählt, früher hätte man ihr geholfen, jetzt würde sie diese
Hilfe zurückgeben.

Es kommt schon mal vor, dass der ein oder andere nicht genug bekommen kann und
nachdem er sich in Vingst angestellt hat, meint , sie müsste in Vogelsang erneut
zuschlagen. Darauf haben die Mitarbeiter allerdings ein Auge gerichtet. (In Köln würde
man sagen: „Dat kritt der Hals nit voll“) Es soll ja für alle bedürftige Menschen im
Viertel genug da sein.

Um Weihnachten und Silvester zählten die Mitarbeiter zwischen 300 und 500
Hilfesuchende. Die Lebensmittel werden gespendet und zum Teil angekauft.

Wer sich vordrängelt, muss sich wieder hinten anstellen

Manche kommen schon um 8 Uhr, die Ausgabe beginnt in der Regel um 13:00Uhr,
wenn Herr Huth, der Leiter der Lebensmittelausgabe Vogelsang, da ist.

Gruppenweise gehen die Leute dann zur Ausgabe, wer sich vordrängelt muss sich
wieder hinten anstellen. Hier gibt es reichlich, vor allem leicht verderbliche Waren,
wie Brot, Obst und Gemüse.

Zwischendurch kommen neue Lebensmittel-Spenden und die müssen dann erst mal
ausgeladen und verstaut werden. So kann es vorkommen. Das manch einer vier
Stunden wartet, bis er dran ist. Dafür wird er dann allerdings reichlich belohnt, einmal
die Woche Freitags gibt es zwei bis drei Tüten voll mit Brot, Butter, Eiern, Teilchen,
Milch, Joghurt, Fleisch, Obst und Gemüse.

Einen Einkauf in solch einem Umfang kann sich keiner der Wartenden leisten, sonst
wäre Matthäi schon im ersten Drittel des Monats pleite.

Und auch Jens, der mittlerweile ein Eiszapfen ist, ist überwältigt und beginnt noch
unterwegs seinen ersten Hunger zu stillen.

Wissenswertes:

„Die Kölner Tafel beliefert regelmäßig ca. 180 soziale Einrichtungen, die sich in
besonderer Weise um bedürftige Menschen kümmern. Der Abnehmerkreis besteht u.a
aus Ausgabestellen für Lebensmittel und Mahlzeiten, Kinder- und Jugendeinrichtungen
in sozialen Brennpunkten, Notschlafstellen, Kontakt- und Beratungsstellen für Menschen
in schwierigen Lebenssituationen sowie Mutter-Kind-Wohnheime.
Dies sind im Einzelnen:
Lebensmittelausgabestellen
Kindertagesstätten
Schulen
Jugendeinrichtungen
Frauen- und Mutter und Kind-Wohnheime, Frauenberatungsstellen
Aids- und Drogenberatungsstellen
Asyl- und Flüchtlingsunterkünfte
Obdachlosen- und Übergangs-Häuser
Einrichtungen für psychisch Kranke
Notschlafstellen
Kontakt- und Beratungsstellen für Obdachlose
Einrichtungen für betreutes Wohnen
Leider können wir aus organisatorischen Gründen nur Einrichtungen beliefern. Wir
bitten dafür um Verständnis.“

(Quelle)

Ein schöner Beitrag zum Thema aus dem Stadtanzeiger: Happa Happa

Und auch hier können Bedürftige speisen:

Lobby-Restaurant LORE

Das Lobby-Restaurant LORE in der Domstraße 81 bietet von Montag bis Freitag
Obdachlosen und Armen ein dreigängiges Menue an. Auch "Normalbürger" können
hier preiswert essen. Abendessen gibt es zwischen 16:30 und 18:30 Uhr. Ins Leben
gerufen wurde es vom Vorstand des KALZ, des Kölner Arbeitslosenzentrums,
Vorstandsvorsitzender des ehrenamtlichen Trägervereins ist Pfarrer Karl-Heinz Iffland


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