Mittwoch, 26. Juni 2013

Zum Holocaust Gedenktag

 

Politik |  27.01.2012 | 10.11 | Zabaione
Zum Holocaust Gedenktag

Bild KStA



Studie: Jeder fünfte Deutsche "latent" antisemitisch

Irgendwie irritieren mich die Zahlen, die da täglich über den Bildschirm rauschen,
wie zum Beispiel die Studie, das jeder fünfte Deutsche latent antisemitisch sein soll
und auch heute im Morgenmagazin, heißt es, dass jeder fünfte unter 30 nichts über
Auschwitz weiß.

Wie kann das sein, frage ich mich heute am Holocaust-Gedenktag, und mag es kaum
glauben?

Als Teenager habe ich selbst die harte Schule eines generellen Entnazifizierungs-
programm   durchlaufen. Meine doch recht lückenhaften Geschichtskenntnisse, sind
entstanden, weil unser Rektor uns beinahe wöchentlich die Geschehnisse des Dritten
Reiches vor Augen führte.

Ich konnte die Notstandsgesetzes von 1933 auswendig. Wenn ich auch persönlich nie
in einem Vernichtungslager war, so wurde ich doch filmisch mehr als nur einmal durch
ein Lager geführt.

Schlimmer noch, empfand ich die Filme, in denen junge Menschen, beim
Fluchtversuch, am elektrischen Stacheldraht starben.
Unser Rektor war sieben Jahre in Sibirien inhaftiert, warum er dort war weiß ich
nicht. Er war nicht die Person die man einfach so gefragt hat, man war froh wenn man
nicht in seinen  Fokus geriet. Manch einer flog damals auch schon mal durch die
geschlossene Tür. Natürlich waren wir auf Klassenfahrt im Anne Frank Haus, haben das
Tagebuch gelesen und so wie ich „ Die Spur eines Kindes „.

Auch meine Kinder wissen um die Geschehnisse im Dritten Reich. Mein Sohn
selbst war in  drei Lagern (Auschwitz, Birkenau und Buchenwald), während einer
Klassenfahrt und einer Reise, aus eigenen Antrieb.

Meine Kinder haben in der Schule das Tagebuch der Anne Frank und „Damals war
es Friedrich“, von H.P. Richter, gelesen

Wenn ich Ängste und Vorurteile gegenüber Menschen habe und das nicht erst seit
 nine/ eleven , dann sicher gegenüber fundamentalen Islamisten und gegen alle die gegen
Frauen- und Völkerrecht verstoßen.

Ich erinnere mich an einen Heilig Abend, Anfang der 80er als ich vom Agnes-Viertel
aufbrach, um zu meinen Eltern zu fahren . Zwei Männer in Gewändern kamen mir auf
dem Gehsteig entgegen und vielleicht weil ich nicht in Demut zur Seite sprang, schlug
 mir einer der Beiden vor die Brust und stieß mich zur Seite.

Ebenso fremd und angstauslösend war es in dieser Zeit für mich, wenn Massen von
Männern in Gewändern auf dem Ebertplatz demonstriert haben und lautstark mit fremder
Stimme, in einer fremden Sprache skandiert haben.

In meiner Familie gibt es keinen Fünften, weder einen Unaufgeklärten, noch einen
Antisemiten, so frage ich mich, stimmen diese Zahlen und Umfragen oder ist dies
reiner Populismus?

Das Einzige was mich hin und wieder beschleicht, ich will keine Kriegsfilme mehr
 sehen . Ich würde mir eine Welt wünschen, in der meine Kinder nicht mehr, bloß weil
sie Deutsche sind, gefragt werden ob sie Nazis sind.

Ich will mich nicht gegenüber dem Gedenken verschließen, gerade spricht Reich
Ranicki zum Holocaust-Gedenktags im Bundestag, ich will nach vorne schauen!


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