Donnerstag, 20. Juni 2013

Was ist (macht) Kitsch

16.Reihe,Standartobjetiv
Was ist (macht) Kitsch

Erst mal vorweg Kitsch in homöopathischen Dosen ist Balsam für die Seele.
Warum soll man Mythen, die man uns in der Kindheit über Märchen in die Köpfe gepflanzt hat, nämlich “Alles wird gut”, als Erwachsener verteufeln?

Gestern Abend, auf dem großen Kitschabend der Lit.Cologne, wurde es nicht so deutlich, auf Kitsch im Film und der Literatur fahren mehr Frauen als Männer ab. Das mag daran liegen , dass viele Männer sowohl sprachlich als auch emotional blockiert sind ,wenn es darum geht Gefühle zu äußern.

Die ewige Bestenliste wird nicht umsonst von Sätzen wie “Liebst du mich noch” ? angeführt.
Das ist ein Erklärungsversuch warum so viele Menschen auf Kitsch abfahren, sich Pretty Woman, o.ä. zum xten Mal reinziehen.

Und auch ich liebe bisweilen Kitsch…….
Wenn ich Sonntagabends zuhause bin, schaue ich gelegentlich Pilcher, wegen der Landschaft und ihrer Vorhersehbarkeit. So was entspannt mich und ist ein wunderbares Mittel gegen Einschlafstörungen, die meistens folgen wenn ich die Jobs wechsele, was bei mir normal ist, da ich ja zwei habe ;-)
Es kommt natürlich drauf an, wer mit spielt, bei Barbara Wussow oder Hajo Deutschmann schalte ich ab, wenn ich die sehe kriege ich die Krise und die erwünschte einschläfernde Wirkung tritt nicht ein. (auch nicht wenn man hinterher einen skandinavischen Spätkrimi guckt,was an einem Fernsehabend durchaus möglich ist)

Mit Tiramisu gucke ich, wenn es zeitlich passt, zu Weihnachten Sissi .
Doch was ist eigentlich Kitsch?

„Kitsch steht zumeist abwertend gemein sprachlich für einen aus Sicht des Betrachters emotional minderwertigen, sehnsuchtartigen Gefühlsausdruck. In Gegensatz gebracht zu einer künstlerischen Bemühung um das Wahre oder das Schöne, werten Kritiker einen zu einfachen Weg, Gefühle auszudrücken, als sentimental, trivial oder kitschig.“(Wikipedia)

Oder

"Das ästhetische Ideal der kategorischen Aussöhnung mit dem Sein ist eine Welt, in der Scheiße negiert wird und jeder so tut, als ob es sie nicht gäbe. Dieses ästhetische Ideal nennt man Kitsch. Kitsch ist die absolute Ignorierung der Scheiße, sowohl im wörtlichen als auch im übertragenen Wortsinn; Kitsch schließt alles aus der Wahrnehmung aus, was der menschlichen Existenz prinzipiell zuwider ist."
Milan Kundera

Der Frage wo Kitsch in der Literatur anfängt und wo er aufhört, versuchte auch der großen Kitschabend der Lit.Cologne nachzugehen.
„Kaiserin Sissi trifft Keramik-Reh: Senta Berger, Jürgen Tarrach, Dieter Moor und der Kitsch , so lautet das Motto des Abends .“

Dieter Morr, der den meisten aus “Titel Thesen Tempramente„, bekanntist, hat den Abend moderiert und Senta Berger und Und Jürgen Tarrach haben abwechseln aus Trivialliteratur und Klassikern gelesen .
Jürgen Tarrach .
(Anm. das Schauspielhaus war sowas von ausgebucht, das Maria Schrader(Mitglied des Esemble) nebst Begleitung ,Mühe hatten Platz zu finden.)
Dieter Morr wollte unsere Sinne schärfen und so wurde u. a. die Rezession einer Internetuserin über den Roman „Die Sterne von Marmalon (1987)“ von Charlotte Link verlesen, die damit endete das man das Buch schnell durch hat, weil die Sprache nicht so anspruchsvoll sei.;-)

Beim Lesen von Groschenromanen kamen sowohl das Publikum als auch die Schauspieler auf ihre Kosten, es gab viel zu lachen und als Jürgen Tarrach einen Auszug aus einem Erotikromans verlas, gab es auf beiden Seiten kein Halten mehr.
Lit.Cologne 2010

Damit sich die Einschätzung des Publikums in Hinblick auf Kitsch festigt, musste das Publikum raten und durch brummen votieren, welcher Text Literatur und welcher Kitsch ist und das war wie sich herausstellte, gar nicht so einfach, insbesondere wenn die Texte professionell gelesen werden.
Senta Berger und Jürgen Tarrach lasen u. a. Romeo und Julia (Shakespear) Hedwig Courths-Mahler, Pilcher und Max Frisch und es war nicht immer so deutlich, wo Kitsch anfängt und wo er aufhört.

Unglaublich Senta Berger,(eine tolle Frau) die im Mai 69 Jahre alt wird und mit Jürgen Tarach den Abend singend beendete.

Mein Fazit: Kitsch ist nicht immer so leicht von guter Literatur zu unterscheiden, man sollte ihn jedoch nicht verteufeln, in homöopathischen Dosen, kann er zur Entspannung beitragen;-)
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