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Sonntag, 23. Juni 2013

Ein Leben mit Stockhausen

 

Kultur |  25.09.2011 | 12.09 | Zabaione
Ein Leben mit Stockhausen
Über Marys Bauermeister`s Buch „Ich hänge im Triolengitter“ zu schreiben, ist ein bisschen so als wolle man die Geschichte der Kunst auf eine Seite packen. Auch wenn ich mich für Kunst und Kultur, insbesondere in meinem Lebensraum Köln interessiere und schreibe, Mary`s (ich glaube so darf ich sie nennen) autobiografischer Roman beginnt zu einem Zeitpunk als ich gerade erst auf der Welt war oder auf den Weg zwischen der Möglichkeit und dem Sein.

Er erzählt von ihrem Leben mit und in der Kunst und sie trifft und arbeitet dabei mit dem who is who (wie Rauschenberg, Chagall, Miro, Max Ernst, Rene Margritte..) der Kunstszene dieser Welt, in den 60er Jahren. Die meisten von ihnen werden mit ihren Werken unsterblich bleiben. Marys Roman ist deshalb mehr als ein autobiografischer Roman, er ist ein Dokument der Zeitgeschichte.

Während ich das hier aufschreibe habe ich ein drittel des Buches gelesen und einer Lesung mit Mary beigewohnt, die, diese auf einem Lesefest barfuß vortrug.

Sie beschreibt (ihr) „Mein Leben mit Stockhausen“ und ich vermute mal, als sie sich nach 10-11 Jahren von ihm getrennt hat, es keinen anderen Grund gab, als das sie endlich anfangen wollte ihr eigenes Leben zu leben, an einem hat es sicher dabei nicht gemangelt, an Liebe zu Stockhausen.

Ich höre gerade ein paar Stücke von Cage und Stockhausen und versuche mich sozusagen multimedial einzufinden. Denn in ihrem Leben gehörte die Musik zur Kunst und die Kunst zur Musik, es fanden Ausstellungen statt, in der alle Sinne angesprochen werden sollten.

„Zwei fremde Augen, ein kurzer Blick, die Braue, Pupillen, die Lider –Was war das? vielleicht dein Lebensglück...“ K.Tucholsky

Die Liebe ihres Lebens ereilt sie aus heiteren Himmel

Das erste Zusammentreffen der Beiden ist flüchtig, sie begegnen sich in Köln auf der Hohe Straße blicken sich zwei mal in die Augen, treffen sich wieder und zunächst gedeiht die Liebe im Verborgenen, ist rein platonisch, denn Stockhausen ist verheiratet. Gemeinsam trifft man sich und arbeitet an Projekten.

In Marys Geschichte erwachen viele Künstler zum Leben, von denen ich schon gehört habe oder deren Werke u.a, im Wallraff Richards Museum hängen und viele von denen ich noch nichts gehört habe. Mary Bauermeister ist selbst eine bekannte Künstlerin, ihre Werke hängen unter anderen im Museum auf Modern Art in New York.

ménage à trois

Irgendwann wird die Liebe unumgänglich und mit Billigung von dessen Ehefrau Doris,beginnen sie eine ménage à trois , doch diese Begrifflichkeit, wird wenn man die Geschichte liest, Stockhausen`s Liebesleben nicht gerecht, denn Stockhausen liegen die Damen zu Füßen und liebt in wechselnder Besetzung.

Freie Kunst = freie Liebe? Bei den Frauen scheint dies mehr ein Zugeständnis an den „charismatischen Meister“ zu sein, denn Doris wollte ihren Mann nicht verlieren und Mary ist einen Kompromiss eingegangen, weil Stockhausen seine Familie nicht verlassen wollte. Sie lieben sich nicht wirklich zu dritt. Sie würfeln gelegentlich darum, wer mit ihm die Nacht verbringt und immer wieder steht da der Zweifel bis hin zu Todessehnsüchten Raum, aus dieser Situation zu entkommen.
Doris, die mit Stockhausen vier Kinder haben wird, ringt ihr das Versprechen ab, in den ersten fünf Jahren keine Kinder mit Stockhausen zu haben und Mary wird sich daran halten.

Mary bleibt in der Liebe monogam, dabei sind sie und Stockhausen oft monatelang getrennt, arbeiten in verschiedenen Kontinenten an ihren Projekten.
Sie schreiben sich täglich Briefe und lassen einander am Leben und Schaffen des anderen teil haben.

Mary bemerkt in der Beschreibung dieser Zeit, das sie oft auch von der Situation profitiert, z.B.
als sie mit Stockhausen durch die Welt reist, in Japan erfährt sie durch Stockhausen`s Gefährtin Aiko viel über das Land, die Kultur, Tradition und die Spiritualität Japans , wäre sie abgereist, wäre ihr dies verschlossen geblieben.

Sie nutzt die Reisen und sammelt Materialien für ihre Kunstprojekte, wie Kästen, Linsen, Kamel-Köttel und z.B. Beispiel in Sizilien sammelt sie alte, kunstvoll geflickte Betttücher und kauft sie und verschifft sie vom Erlös und Verkauf ihrer Kunst.

Besonders erheiternd fand ich das Kapitel, als Mary „Originale“ von Stockhausen, mit dessen Zustimmung, u.a.mit Nam June Paik, während des Avantgarde- Festivals in der New Yorker Judson Hall, gegenüber der Carnegie Hall aufführen will. Am Abend der Premiere protestieren einige Fluxus Künstler gegen eine Stockhausenisierung. Sie wehrten sich sich gegen den Kulturkapitalismus und sehen in Stockhausen, einen ihrer Vertreter.

Ihre Versuche, weitere Aufführungen zu boykottieren, indem sie z.B. Stinkbomben werfen, Darsteller abwerben oder ein Tier entführen, wird durch das kreative Ensemble so gut aufgefangen, das sich die Presse überschlägt und glaubt diese improvisierten Einlagen seien ein Teil der Aufführungen.

So, mehr möchte ich nicht verraten. Dieses Buch ist nicht nur ein Liebesbekenntnis zu einer unsterblichen Liebe, die über die partnerschaftliche Liebe hinausgeht, sondern erzählt auch viel über die Entstehung von Musik und Kunst, die Auseinandersetzung und deren Verschmelzung mit anderen Kunstformen. Oft bildet sie mit der Natur und der daraus erwachsenden Spiritualität eine Einheit.

Mary hat neben ihren eigenen Schaffen Stockhausen inspiriert und bei seiner Arbeit unterstützt.. Sie liebt seine Musik
Sie wird ihn später nicht verlassen, weil sie ihn nicht mehr liebt, sondern weil er mit ihr kein drittes Kind haben will. Er will mit Mary reisen und frei sein, er will mit ihr mit und für die Kunst/Musik leben.

Mary Bauermeister ist Jahrgang 1934 und eine bewundernswerte Frau, sie ist sich selbst immer treu geblieben, „Ich hänge im Tirolengitter, Mein Leben mit Karl Heinz Stockhausen“, ist im Bertelsmann Verlag erschienen und kostet 21.99€

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Samstag, 22. Juni 2013

Rohdiamanten

 

Lokales |  04.09.2010 | 16.01 | Zabaione
Rohdiamanten


Manchmal entdeckt man in Köln verwunschene Orte, vielleicht durch einen Zufall oder eine Kleinanzeige angelockt.
Hier findet man sie noch, diese kleinen oder großen Inseln der Leidenschaft, in dem Menschen, nicht einfach in einer Welt gelackter Verkaufsatmosphäre ihren Beruf nachgehen, sondern dort ist der Beruf noch Berufung. Man kann es spüren, weil hier bis in die kleinste Ecke Blut fließt, Herzblut.

Gestern stand ich auf einem der wenigen Quadratzentimetern die bei Paco einem ehemaligen portugiesischen Straßenmusikanten, noch frei sind und habe vom ersten Moment an gespürt, dass es hier um mehr ging, als darum eine Gitarre zu reparieren.
Es ist die Hingabe, mit der er sich den Instrumenten widmet.

Bei Paco gibt es Gitarren aus aller Welt und manchmal ist auch seine Liebste bei ihm, deren Herz er, mit seinem Gitarrenspiel, auf der Straße erobert hat.

Mit Handschlag begrüßt er seine alten Kunden, deren Gitarre er wenn es möglich ist, direkt repariert, weil sie nicht ohne sein können.
Ein paar von ihnen kennt ihr,......siehe Link!

Bei Paco gibt es Gitarren für jeden Geldbeutel und während er nach dem Saitenaufziehen die Gitarre stimmt, zeigt er, dass er sein Instrument beherrscht selbst auf der einfachsten
Sperrholzgitarre, gibt er eine Kostprobe seines Könnens.

Der Kunde mit dem ich dort war, gehört hier fast zur Familie, hat hier schon Unterricht genommen und geht mit Paco direkt ins Eingemachte und als sich dieser mit Hingabe um seine "Freundin" kümmert, "die Einzige die ihn nie alleine lassen wird", sagt er, während er den Gitarrenköper poliert und die Saiten spannt, ist er ein mitfühlender Zuhörer.

Das ist eine von den Lebensphilosophien die hier gelebt werden. Eine weitere ist es, dass er da wo der Gürtel was enger sitzt, schon mal im Preis runtergeht obwohl er auch keinen dicken Sparstrumpf hat.
Seine Liebe gilt der Gitarre, der Musik und den Menschen und die sind wichtiger als Geld.

Also wenn sie sich eine Gitarre kaufen wollen, ihre Gitarre mal überholt werden muss, sie Unterricht nehmen wollen (u.ä.) dann gehen sie zu Paco, hier kann man die Liebe zum Instrument und zur Musik wirklich spüren!


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