Donnerstag, 20. Juni 2013

Rendez-vous mit Michael Ballhaus

 

Kultur |  25.06.2009 | 09.10 | Zabaione
Rendez-vous mit Michael Ballhaus
Rendez-vous mit Michael Ballhaus

Das Michael Ballhaus an diesem Abend im Kunstsalon sein würde, wusste ich schon ein paar Tage….. Ich konnte mich nicht recht entscheiden und als ich dann doch noch hin gefahren bin, wollte man mich erst nicht reinlassen , weil die Veranstaltung, der filmsociety eigentlich den Mitgliedern vorbehalten sein sollte, ausverkauft war und die Veranstalterin deswegen schon 40 Interessierten habe absagen müssen…. ich habe gewartet und hatte Glück, “hastduesnichtgesehen“, verkaufte gerade eine Dame mehrere Karten und ich konnte einen Platz in der ersten Reihe ergattern.


Michael Ballhaus ,der als Spross einer Theaterfamilie aufwuchs, seine Eltern waren Schauspieler, absolvierte nach seinem Abitur eine zweijährige Fotografenausbildung , verdingte sich als Bühnenfotograph und “als er an den Dreharbeiten zu LOLA MONTEZ (1955), Dank seines hier Regie führenden Onkels Max Ophüls, teilnehmen kann, ist sein Interesse für die Arbeit als Kameramann geweckt . 1959 erhält Michael Ballhaus eine Festanstellung beim Südwestfunk in Baden-Baden…“

Ich hatte Michael Ballhaus schon mal in der Arteproduktion :“Für mich gab`s nur noch Fassbinder“ von Rosa von Praunheim, gesehen.

Ich bin froh das ich ihn heute erleben durfte, denn Michael Ballhaus hat Filmgeschichte geschrieben. Er erzählte wie er bei Fassbinder für einen anderen Kameramann eingesprungen ist und dass dieser ihn zunächst nicht viel zugetraut hat.
Wie ihm die Arbeit mit ihm fasziniert hat und Fassbinder bei den Szenenbesprechungen auf seine Vorschläge immer noch einen draufzusetzen wusste.
Das es so ein sensibler Feingeist, wie Ballhaus überhaupt mit Fassbinder so lange ausgehalten hat, ist erstaunlich. Denn eine persönliche Anerkennung für seine Arbeit, hat er von Fassbinder nie bekommen.

Er hat die Arbeit mit Fassbinder beendet als dieser, während der Dreharbeiten zu „Martha„, innerhalb von drei Monaten unter starken Kokskonsum, Berlin Alexanderplatz schrieb. (12 Folgen a 90 Minuten). Das muss man sich mal vorstellen. -
Als Fassbinder anfing, mit Ballhaus über Dritte zu kommunizieren …..“Was sagt der Kameramann dazu…..?“hatte Ballhaus genug und beendete die Zusammenarbeit mit Fassbinder. schlafen kann ich wenn ich tot bin

Ein Jahr später dreht Ballhaus mit Peter Lilienthal in New York, das war der Anfang seiner großen Karriere.
Später dreht er mit anderen großen Regisseuren, wie Martin Scorsese und Francis Ford Coppola oder Robert Redford.

Sicher habt ihr den ein oder anderen Film gesehen…wie z.B.DIE FARBE DES GELDES (1986), GOOD FELLAS - DREI JAHRZEHNTE IN DER MAFIA (1989), d ZEIT DER UNSCHULD (1993), Outbreak, Gangs of New York, u.u,u

Das Interessante an diesem Abend waren die kleinen Geschichten vom Set , das Besondere seiner Kameraeinstellung, wie die 360 ° Fahrt auf Schienen rund um den Set , die uns Michael Ballhaus in seiner unaufdringlichen, humorvollen Art erzählte….z.B. das Leonardo DiCaprio mit der Kamera spielte, das Travolta sich kaum einen Text merken konnte und kunstvoll den Text von Monitoren abgelesen hat und wie Dustin Hoffmann ihm das Leben gerettet hat:
Als M. Ballhaus mit Magenblutungen ins Krankenhaus gekommen ist und Dustin Hoffman davon erfuhr… eilte dieser an sein Krankenbett und wich nicht von seiner Seite und hat die Ärzte solange auf Trab gehalten, bis sie einen Magendurchbruch diagnostizierten und eine Not OP eingeleitet werden konnte, ohne sein Eingreifen , so befürchtete Ballhaus, hätte er nicht überlebt.

Seine Arbeit als Kameramann beendete er 2006 mit DEPARTED - UNTER FEINDEN .Er wollte nicht mehr, denn der Kameramann und das können wir als Laien kaum vorstellen, ist immer der Erste und der Letzte am Set und so dauert ein Drehtag oft 14 Stunden.

Im selben Jahr verstarb seine Frau , mit der er 46 Jahre verheiratet war und zwei Söhne hat.

Unter den anwesenden Gästen war auch Günther Lamprecht.

Der Abend wurde moderiert von Wilfried Reichart,
Zuvor hatten Ballhaus und
Ciro Cappellari (?), ihre 2008 entstandene Dokumentation, „In Berlin“ , im Odeon aufgeführt. Am Wochenende laufen dort noch Filme bei denen Ballhaus die Kamera führte. (eventuell ausverkauft?)

Ballhaus hat mir sehr gut gefallen , weil er frei von Allüren ist.

Neben seiner gelegentlichen Regiearbeiten arbeitet er als Dozent an der Filmhochschule.

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