Lokales | 13.08.2009 | 00.34 | Zabaione
Gestern lief in der ARD eine Dokumentation über das Schicksal versteckter jüdischer Kinder und der der Kriegsverbrecher Josef Scheungraber wurde zur lebenslanger Haft verurteilt, heute hatte im Filmforum und bei Arte “Der Sommer 1939” Premiere, der vergangene Krieg lässt uns, auch 70 Jahre danach nicht los und wurde hier einmal aus einer anderen Perspektive betrachtet………………….
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Im Sommer 1939 waren meine Eltern Teenager, wurden beispielsweise HA Schult oder Erika Berger geboren. Es war ein besonders heißer Sommer und an Europas Stränden herrschte Hochbetrieb.
„In allen Metropolen spricht man eher nebenbei vom Krieg – geht dann aber unaufgeregt dem Tagesgeschäft nach. Adolf Hitler verbringt derweil auf dem Berghof am Obersalzberg einen ausgedehnten Urlaub, bei dem er die Eichhörnchen füttert.“
aus „Krisenstimmung“, der Freitag
Für die ausländischen Beobachter, ist alles eher unspektakulär, so wird der Sommer beschrieben, das Davor , dass in vielen Filmen der Apokalypse voraus geht, damit beschäftigt sich der Dokumentarfilm “Der Sommer 1939 , bei dem Mathias Haentjes, Nina Koshofer Regie führten.
Wie war das eigentlich ? Dieser Frage versucht der Film, der heute im Filmforum und bei Arte um 21 Uhr Premiere hatte, nachzugehen und dabei kamen Zeitzeugen wie “ die Journalisten Pierre Daix und Traudl Lessing, die Schriftsteller Madeleine Riffaud, Pavel Kohout und Hans Keilson, der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki, die Regisseure Andrzej Wajda, und Mario Monicelli, die Psychoanalytikerin Margarete Mitscherlich-Nielsen, der TV-Komiker Denis Norden, die Chemikerin Elena Strum und der Politiker und Historiker Wladyslaw Bartoszewski.“zu Wort.
Im Sommer 1939
Über den gleichnamigen Film
Wenn ich mich an den Geschichtsunterricht erinnere, so wurde mit der Ernennung von Hitler zum Reichskanzler und den Notstandsgesetzen von 1933, Hitler Tür und Tor geöffnet. Und angesichts der Reichskristallnacht vom 9/10 Nov. 1938 muss dieser Sommer sehr trügerisch gewesen sein.
Was dachten die Menschen, an den Stränden Europas, was bewegte sie, welche Ängste und Nöte hatten sie im Sommer 1939?
Obwohl es durchaus einige Vorboten für den Krieg gab, wollte die wenigsten dran glauben.
z.B. dachte der damals 17 Jährige TV-Komiker Denis Norden nur an Mädchen und Tanzen.
Während der Kölner, Franz Lottner, schon als 12 jähriger ganz anders einschätzte, denn als Mitglied einer kommunistischen Familie, war er nicht in der Hitlerjugend und sein Leben war in Gefahr, drei seiner Verwandten kamen nach Buchenwald.
27 Monate versteckte er sich bei Verwandten, nachdem er rechtzeitig gewarnt worden ist.
Er war heute Abend im Filmforum, neben Elena Strum persönlich anwesend.
Marcel Reich Ranicki, sprach in der Dokumentation von einer Sehnsucht nach dem Krieg, vielleicht auch weil er damals schon nach Polen deportiert war.
Die Polen selbst schienen damals unbekümmert und waren zuversichtlich., sich notfalls den Deutschen entgegenstellen zu können.
Der Film basiert auf der detailreichen Chronik von Werner Biermann:“ Sommer 39 „
erschienen 2009 im Rowohlt,
Aus Tagebüchern und Briefen u. ä. von bekannten und unbekannten Personen ist so ein dichtes Stimmungsbild der Zeit entstanden, aus dem auch der Film schöpft.
Im Anschluss daran gab es unter der Moderation der verantwortlichen Redakteurin Sabine Rollberg, den Filmschaffenden und zwei Zeitzeugen noch eine kleine Diskussion.
Mich hat an meisten die Vitalität der im Film befragten Zeitzeugen fasziniert, die damals zwischen 10 und 29 Jahren waren, was man dann plus 70 addieren durfte.
Wenn man bedenkt das im 2. Weltkrieg 55 Millionen Menschen starben, hatte es für den Zuschauer etwas versöhnliches, dass diese Zeitzeugen, die damals teilweise Tagebuch geführt haben, heute noch leben.
Für alle die es interessiert der Film läuft übrigens am 31.08.2009 um 23:15 Uhr, im WDR.
Schlagworte: Köln | Filmforum | der Sommer 1939 | Arte | WDR | Preview | Mathias Haentjes | Nina Koshofer | Chronik | Werner Biermann
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